Im Herzen des alten Äthiopiens, weit weg von den geschäftigen Handelsrouten und dem tosenden Nil, entstand im 9. Jahrhundert eine Kunstform, die selbst heute noch die Welt in ihren Bann zieht: Die Stelae Aksums. Diese imposanten Monumente, aus massivem Granit gehauen, dienten als Grabsteine für die äthiopische Elite und zeugen von einem komplexen religiösen Glauben und einer herausragenden künstlerischen Tradition.
Unter den vielen beeindruckenden Beispielen dieser sakralen Kunst hebt sich die “Stele des Rume” durch ihre besondere Schönheit und symbolische Bedeutung hervor. Gerufen wurde sie nach ihrem Erbauer, dem König Rume, der im 9. Jahrhundert über Aksum herrschte. Die Stele erhebt sich majestätisch auf über 21 Meter Höhe und ist mit einer Fülle von geometrischen Mustern und religiösen Symbolen verziert.
Die Oberfläche der Stele gleicht einem riesigen Gemälde aus Stein:
Symbol | Bedeutung |
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Kreuze | Christliche Symbole, die auf den wachsenden Einfluss des Christentums in Aksum hindeuten |
Sonnenscheiben | Stellen symbolisch die Sonne dar, die Gottheit der alten äthiopischen Religion |
Geometrische Muster | Reflektieren die Ordnung und Harmonie der Welt, nach der Vorstellung der alten Äthiopier |
Die Interpretation dieser Symbole ist komplex und Gegenstand zahlreicher Debatten unter Kunsthistorikern. Einige sehen in den Kreuzformen einen Hinweis auf die frühchristliche Geschichte Aksums. Andere interpretieren die Sonnenscheiben als Symbol für die altägyptische Sonnengottheit Ra, der im äthiopischen Glauben eine wichtige Rolle spielte.
Die “Stele des Rume” ist nicht nur ein beeindruckendes Beispiel äthiopischer Kunst und Architektur, sondern auch ein wertvolles Zeugnis der religiösen Geschichte des Landes. Sie verdeutlicht die Verschmelzung von traditionellen afrikanischen Glaubensvorstellungen mit dem christlichen Glauben, der im 4. Jahrhundert nach Aksum kam.
Wer war Rume? - Ein König zwischen Tradition und Wandel!
König Rume regierte Aksum in einer Zeit des Umbruchs. Der christliche Glaube hatte sich bereits fest in der Gesellschaft etabliert, doch die alten Traditionen und Götterkulte waren noch immer stark verankert. Rumes Stele spiegelt diese ambivalente Situation wider: Sie vereint christliche Symbole wie das Kreuz mit traditionellen Motiven wie den Sonnenscheiben.
Obwohl Rume selbst ein Christ war, scheint er versucht zu haben, die alten Traditionen mit dem neuen Glauben zu verbinden. Dies zeigt sich auch in anderen Aspekten seiner Herrschaft, z. B. in der Fortführung des Baus von Stelae, obwohl sie ursprünglich heidnischen Zwecken dienten.
Die “Stele des Rume” ist somit nicht nur ein Kunstwerk, sondern auch ein historisches Dokument, das uns Einblicke in die komplexe religiöse und politische Situation Aksums im 9. Jahrhundert gewährt.
Ein Meisterwerk der Steinmetzkunst – Die Herstellung einer Stele!
Die Herstellung einer Stele wie der “Stele des Rume” war ein gewaltiges Unterfangen. Zuerst musste ein geeigneter Granitblock gefunden werden. Dieser wurde dann mit Hammer und Meißel grob in die gewünschte Form gebracht. Anschließend wurden die feinen Details und Muster eingearbeitet, was viel Geschick und Geduld erforderte.
Die Steinmetze von Aksum waren Meister ihres Handwerks. Sie beherrschten die Kunst der geometrischen Gestaltung und konnten komplexe Muster und Symbole in den harten Granit meißeln. Die Herstellung einer Stele dauerte wahrscheinlich mehrere Jahre und erforderte den Einsatz zahlreicher Arbeiter.
Die “Stele des Rume” ist ein beeindruckendes Beispiel für die technische und künstlerische Virtuosität der äthiopischen Steinmetze. Bis heute fasziniert sie Besucher mit ihrer majestätischen Größe und der faszinierenden Kombination aus geometrischen Mustern und religiösen Symbolen.